Konflikte in Organisations- und Steuerungsproblemen

Kurzzusammenfassung

 

In den ersten beiden Antragsperioden wurde die Rolle von Ressourcen verzehrenden Konflikten als allokationsbestimmende Strukturelemente in wirtschaftlichen und politischen Prozessen untersucht. In der dritten Projektphase soll die Konfliktproblematik weiter im Zentrum des Erkenntnisinteresses stehen. Die spezifische Fragestellung richtet sich in dieser Phase auf ein tieferes Verständnis des Phänomens der Allianz, also von Formen temporärer Zusammenarbeit bei der Verfolgung gemeinsamer Interessen im Rahmen eines Konflikts gegen Dritte.

Die Existenz einer Allianz oder ihre Bildung wirkt auf die Fähigkeit und Bereitschaft der Spieler, Konfliktressourcen zu mobilisieren. Allianzen entstehen oft im Zusammenhang mit Konflikten und zerfallen häufig, wenn das Ziel der Allianz in der Auseinandersetzung mit einem Gegner erreicht ist. Dabei brechen häufig Verteilungskonflikte innerhalb der Allianz auf. Die gemeinsame Kampfgeschichte könnte Auswirkungen auf mögliche Verteilungskonflikte innerhalb der Allianz haben. Umgekehrt sollten zukünftige Verteilungskonflikte zwischen Mitgliedern einer Allianz deren Verhalten in der Auseinandersetzung der Allianz mit einem externen Gegner beeinflussen. Allianzen selbst werden gebildet oder zerfallen, und diese Prozesse sind nicht rein zufällig. Information könnte für das Zustandekommen, die Funktionsweise und ein mögliches Zerfallen einer Allianz eine zentrale Rolle spielen. Zu bestimmen ist auch die Rolle von internen Organisationsstrukturen innerhalb von Allianzen für die Bewältigung von Verteilungskonflikten innerhalb von Allianzen und für ihre Schlagkraft und Funktionsfähigkeit in der Auseinandersetzung mit anderen Interessengruppen. Diese Fragen stehen der theoretischen Analyse offen und haben Wirtschaftswissenschaftler und Politikwissenschaftler gleichermaßen beschäftigt. Ein weites Feld für empirisch-experimentelle Analysen blieb hingegen bislang weitgehend unbearbeitet.

Besonders reizvoll an diesen Fragen ist das Spannungsfeld zwischen ökonomischen, politikwissenschaftlichen und psychologischen Theorien von Allianzen. Während in der Internationalen Politik und der Psychologie Allianzen Wirkungen zugeschrieben werden, die weit über die simple Verstärkung der Kampfkraft hinausgehen, diagnostiziert die ökonomische Theorie in erster Linie strategische Nachteile aus der Allianzbildung. Zusätzliche Erkenntnisse verspricht die Möglichkeit, konzeptionell identische Experimente in verschiedenen Kulturkreisen durchzuführen.

 

Prof. Dr. Kai A. Konrad

Direktor am Max-Planck-Institut für Steuerrecht und Öffentliche Finanzen
Abteilung Finanzwissenschaft
Marstallplatz 1, 80539 München
Tel.: (089) 24246 5250
Fax: (089) 24246 5299
mail: Kai.Konrad@ip.mpg.de